Drechslerfamilie Schmidmayer und die Seiler

Als Schreinermeister habe ich mein Leben lang Kundenaufträge ausgeführt: Tische, Küchen, Treppen und Schränke gebaut, Türme errichtet und zerbrochene Stühle geleimt, geschliffen, ausgeflickt und angestückelt – alles, was die Kunden so wollten. Diese Arbeiten mache ich gerne, doch irgendwann hatte ich den Wunsch, wieder frei zu arbeiten. 

Ich stamme aus einer alten Drechslerfamilie, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. Mein Opa, Hans Schmidmayer, war Drechslermeister – und auch sein Sohn, mein Onkel Hans, hat diesen Beruf erlernt. In meiner Generation war diese Tradition unterbrochen – bis mir eines Nachts der Opa im Traum erschien...

... meine erste Drechselbank war von einem Kollegen geliehen, die Werkzeuge von einem anderen und es ging los. Drechseln ist Konzentration auf den Punkt. Fast eine Art Meditation. Ein unachtsamer Moment, eine falsche Bewegung und ... Brennholz (wenn´s gutgeht) und Beulen (wenn man Pech hat, aber  "meistns fliagts woandas hi", sagt Onkel Hans). Schon die ersten Schalen die ich gedreht habe waren recht dünnwandig, denn der Opa hat die Messlatte ziemlich hoch gelegt und manchmal seht er hinter mir und passt auf ...

... leider ist aus der Drechslerwerkstatt vom Opa nicht mehr übrig geblieben, das wertvolle Holz für Kegel und Kugeln, das 10 Jahre gelagert werden musste ist im Krieg verbrannt, die Maschinen hat irgendwann der Schrotthändler geholt ... nur noch ein verstaubter Ordner mit Bildern und Preislisten... und ein paar der Schalen haben die Jahre überdauert.

Seiler

... mein Papa stammt aus der Seilerfamilie Schöberl in Erding und auch er hat noch Seiler gelernt. Er hat auch versucht es mir beizubringen aber ich habe es nur bis zur Seilschlaufe in meinen Urnen gebracht.